NMS Birkfeld goes Europe - Ein Bericht von Maria Maierhofer und Andrea Teller-Hörner
Besonders viel lernt man, wenn man über seinen Tellerrand hinausblickt.
Dies hat in der NMS-Birkfeld schon eine lange Tradition, regelmäßige Sprachaufenthalte für SchülerInnen in englischsprachigen Ländern, SchülerInnenaustausche mit Schulen aus Nachbarländern, in den letzten beiden Jahren - ein Schüleraustausch im Rahmen des Programmes Erasmus + .
Über Erasmus + konnten heuer auch LehrerInnen Auslandserfahrung in Schulen sammeln. Bei einem Job-Shadowing konnten LehrerInnen unserer Schule KollegInnen in anderen Ländern für einige Tage über die Schulter schauen, hospitieren, SchülerInnen aus anderen europäischen Ländern erleben und mit allen über ihre Schul- und Unterrichtserfahrungen sprechen. Ausgewählt wurden dafür entweder Schulen mit besonders interessanten Konzepten oder Schulen aus Ländern, die bei PISA das europäische Ranking anführen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen geben Anregungen für die weitere Schul- und Unterrichtsentwicklung.
Finnland; Joensuu, Kanervalan Koulu , 7:45 – die Lehrer treffen sich zu einer Wochenbesprechung im Konferenzzimmer.
Joensuu ist eine 70 000 EW-Stadt in Ostfinnland, 450 km nördlich von Helsinki. Die Kanervalan Koulu eine Grundschule für 7 – 13-Jährige, allerdings mit einem besonderen Schwerpunkt, die SchülerInnen werden bereits ab der 1. Schulstufe in jedem Fach (außer Finnisch) auch auf Englisch unterrichtet.
In dem lang gezogenen Schulgebäude sind vier Schulen untergebracht, die Kanervalan - Schule ist aber klein, in jedem Unterrichtsraum sitzen SchülerInnen von zwei Schulstufen und werden gemeinsam von einer Lehrperson unterrichtet.
Kurz nach 8:00 beginnt die Klasse mit einem gemeinsamen Begrüßungsritual. Jedes Kind hat ein eigenes Pult, diese können aber auch rasch zu einer Arbeitsgruppe zusammengestellt werden. In der ersten Stunde ist Mathematikunterricht. Alles, was die Lehrerin erklärt, rechnet oder mit Legematerial darstellt, macht sie unter einem Episkop. Die SchülerInnen können jeden Schritt auf einer Leinwand mitverfolgen. Faszinierend ist, wie die LehrerInnen es schaffen, zwischen Englisch und Finnisch zu wechseln und den Anteil an Englisch pro Jahrgangsstufe zu erhöhen. Allerdings ist für sie wichtig, dass die Jugendlichen auch in den höheren Klassen alle Fachbegriffe in beiden Sprachen in ihrem Heft stehen haben.
Die SchülerInnen arbeiten großteils konzentriert mit, versuchen eigenständig Lösungen zu entwickeln, fragen aber auch einander. In den höheren Jahrgängen wird ganz selbstverständlich das Handy benützt, um das Internet zu befragen. Tablet stehen ebenfalls zur Verfügung. Aber niemand schickt private Nachrichten. „Weil wir das sind?“, fragen wir den Lehrer. „Nein, das klappt allgemein gut“, meint er, „wir hätten sofort ein Gespräch mit den Eltern.“
Allerdings wissen die Kids, dass sie nach 45 Minuten die nächste Pause erwartet. Jede Schulstunde dauert 60 Minuten, davon 45 Minuten konzentriertes Arbeiten, danach 15 Minuten in den Hof auf Sportstätten, Unterricht von 8:00 bis 14:00. Im Hof suchen sich alle, was sie gern möchten; Klettern, Hockey, Fußball, Basketball, Seilspringen, Tanzen, Bewegungsspiele… alle finden sich in Gruppen zusammen, die Kinder der vier Schulen vermischen sich. Beim Läuten gehen alle wieder in ihre Klassen. Diese Sportpause findet auch im Winter statt, entfällt nur für die große Essenspause, in der alle SchülerInnen das der Schule angeschlossene Restaurant besuchen. Dort gibt es ein gesundes warmes Mittagessen, derzeit noch immer gratis vom Staat. Im Klassenraum isst niemand. Vielleicht ist dies auch mit ein Grund, weshalb es klappt, dass im Klassenraum der 5. und 6. sieben Gitarren offen an der Wand lehnen können und hinten im Raum Rhythmusinstrumente einfach so dastehen, immer bereit, eingesetzt zu werden. Der Klassenlehrer ist Bandmusiker und macht viel mit Musik und Gesang. Und wir Österreicherinnen müssen schmunzeln – die finnischen SchülerInnen unterscheiden sich doch wenig von unseren – auch hier sind viele begeistert und singen und tanzen mit, andere halten sich dezent im Hintergrund…